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Milch landet in Biogas-Anlage (!) aufgrund gestiegener Energiepreise

dieBasis informiert: Können wir uns die Verschwendung wertvoller Lebensmittel und das Sterben lokaler Kleinbauern wirklich leisten?
Milch in Biogasanlage

Aktuell protestieren die Bäcker, um auf ihre Existenzbedrohung aufgrund exorbitant gestiegener Energiepreise aufmerksam zu machen. Axel Oppenborn, Bäcker mit ca. 240 Mitarbeitern in der Region Hannover, beziffert die gestiegenen Kosten auf das Vierfache, von zuvor 360.000 EUR Kosten für Erdgas und Strom auf aktuell ca. 1,4 Mio. EUR.

Das Bäckerhandwerk hat es hinsichtlich der Protestbewegung relativ einfach. Zum einen hat es eine funktionierende Lobby. Zum anderen spüren die Verbraucherinnen und Verbraucher die Preiserhöhungen direkt und solidarisieren sich natürlich mit ihren Bäckern.

Doch wie sieht es hier in anderen Bereichen, z.B. der zuliefernden Landwirtschaft aus?
Ein konkreter Fall aus der Milchwirtschaft macht hier aktuell sprachlos. Bei Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke, nahe der Grenze zu Niedersachsen, gibt es tatsächlich fünf Bauern, die täglich ihre Milch wegschütten müssen, darunter Heinrich Schmidt aus Ilserheide und Kerstin Wesemann aus Glissen. Die Molkerei holt die Milch nicht mehr ab. Es gibt zwar Verträge, aber diese wurden ohne Einhaltung der Fristen gekündigt. Einen Vertrag mit dem nahegelegenen niedersächsischen Abnehmerbetrieb „Frischli“ bekommt Kerstin Wesemann nicht, weil sie ihre Kühe in Anbindehaltung hält und angeblich bei Edeka solche Milch nicht abgenommen wird. Sie würde versuchen, das Abnahmekriterium zu erfüllen, jedoch geht das nicht von heute auf morgen, zumal sie keine Ersparnisse für größere Investitionen hat. Kerstin Wesemann hat in ihrer aktuellen Krise schon das Kraftfutter durch Heu ersetzt, das reduziert die Milchmenge. Sie hat 17 Kühe und steht kurz vor dem Aus.
Heinrich Schmidt hat Bio-Kühe, die auf der Weide stehen. Doch auch er bekommt keinen Vertrag bei „Frischli“, weil ein Sensor in seiner Kühlanlage fehlt, der aber seit 40 Jahren nicht beanstandet wurde.

Gründe für die Molkerei, die Milch nicht mehr abnehmen zu können, ist eine drohende Insolvenz aufgrund der gestiegenen Energiekosten. Um selbst zu überleben, hilft sie sich, indem sie Milch an der Börse zukauft, je nach Bedarf. Letzterer variiert stark, da sich auch die Verbraucher immer weniger teure Qualitätsprodukte leisten können. Selbst Bio-Bauern, die feste Verträge mit großen Abnehmern wie z.B. Söbbeke haben, spüren die Umsatzrückgänge bei Preiserhöhungen aufgrund der gestiegenen Energiekosten deutlich.

Die letzten in der Kette, die ohnehin schon den geringsten Preisanteil am Verkaufspreis der Milch erzielen, sind die Milchbauern. Und wie in allen Branchen leiden in den aktuellen Krisen vor allem die kleinen Betriebe. In der Milchindustrie sind das die Kleinbauern mit ca. 300 Litern täglich. Doch gerade sie sind es, die ihre Kühe alle persönlich kennen und sich mit Leidenschaft um ihre Tiere kümmern, ganz im Gegenteil zur anonymen und brutalen Massentierhaltung. Sie sind es, die regionale Qualitätsprodukte erzeugen, regional ökologisch und nicht global unökologisch.

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